Haiku


Zen

Das japanische Haiku ist die kürzeste Gedichtform der Weltliteratur. Es besteht aus nur einer Strophe, drei Zeilen und insgesamt siebzehn Silben (5-7-5). Entstanden ist das Haiku Anfang des 13. Jahrhunderts.

Die Kunst des Haiku besteht darin, eine Erfahrung, eine Stimmung oder einen Augenblick ohne Einmischung des Ego widerzuspiegeln, wobei jedes Wort mit äußerster Sorgfalt ausgewählt wird.

In der klassischen Koan-Ausbildung ist es üblich, jedes gelöste Koan durch ein Haiku abzuschließen.

Beispiele

Tautropfenperlen
erstrahlen im Sonnenlicht.
Was für ein Reichtum!

Jürgen
Im Sonnenlicht fliegt
federleicht ein Schmetterling.
Der Wind ist sein Freund.

Hartmut
Die Friedhofsglocke
klingt mit ihrem hellen Ton
zu leisem Weinen.

Jürgen
Der Kot der Taube
frisst in die alte Mauer
die Spuren der Zeit

Anke
Strahlende Sonne
Schnee weht am Gipfel im Sturm.
Wellenform aus Eis.

Axel S.
Mit einer Träne
fließt ein Augenblick vorbei.
Salziger Geschmack

Thomas
Glück in den Augen
das Lachen eines Kindes
Momente im Licht.

Axel M.
Die Katze steht still.
Sie spitzt nur beide Ohren
vor dem Mauseloch...

Jürgen
Der Wind weht stürmisch
Blätter fallen zu Boden...
Ruhe überm Land

Axel S.
Bäume wiegen sich
Gedanken gleiten zu Dir
Wellen im Märzwind.

Axel M.
Welle für Welle
Ein Krebs verschwindet im Sand.
Ob er wieder kommt?

Mario
Die Amsel trällert
in der Abenddämmerung.
Kein Lüftchen regt sich.

Jürgen
Weisser Wintertag.
Das Leben hat sich versteckt.
Nur Spuren im Schnee.

Thomas
Im Licht der Fackel
sucht der Wanderer den Weg.
Ein Unwetter naht!

Jacqueline
Kastanienbäume
stehen mit weissen Kerzen
in voller Blüte.

Jürgen
Schneckenhaus am Strand...
Im Rauschen des Ozeans
verliert sich die Zeit.

Jacqueline
Abgemähtes Feld -
nur Stoppeln sind noch übrig!
Sommer... wo bist du?

Thomas
Novembernebel.
Im letzten Licht des Tages
ein helles Schimmern!

Jacqueline
Welch' Lebensfreude!
Wohlig sich suhlend im Schlick
ein rosa Schweinchen.

Thomas
Dunkle Vollmondnacht.
Durch ein Loch in den Wolken
funkeln die Sterne...

Jacqueline
Lichter im Dunkeln -
Glühwürmchen schwirren umher.
Erleuchtungsspuren

Thomas
Im modrigen Teich
verschwindet der alte Frosch
mit einem Plumpsen.

Thomas
Die Blätter rauschen,
das Windspiel schlägt an und klingt,
ein Herbststurm zieht auf.

Jürgen
Rasselnder Regen
auf roten Ziegeldächern
mitten in München

Thomas